Statement

Statement

Nachdem nun einige Monate an dieser Stelle schick frisierte Marketing-Phrasen schimmelten, ist es Zeit für eine kleine Veränderung. Denn der Empfänger jener Phrasen kam nie zum Lesen und die CDs, die der Empfänger hören sollte, brachte die schmächtige, rot-blonde Frau von der Post, die morgens um kurz vor Neun auf alle Klingeln unseres Hauses drückt, um eingelassen zu werden, damit sie die Post auf die Briefkästen im Hausflur verteilen kann, wieder zurück. Ist ja auch irgendwie befreiend. Schließlich ignoriert der Empfänger seit 1993 seine Post oder er mag sie nicht. Das macht es aber auch einfacher ihn nicht mehr zu mögen.

Die Briefe des Empfängers wurden auch immer unpersönlicher.

Mareike Hettler von Virgin unterschreibt ihre Briefe noch selbst und in der Anrede steht mein Name. Timo Sauer von Island schreibt sogar, dass er sich darüber freuen würde, wenn wir ihm auch weiterhin neue Songs schicken. Das ist ja wenigstens höflich. Roadrunner Records hat leider niemanden, der unterschreiben könnte. Der Brief ist auch so kurz, dass es fast nicht lohnen würde:

„Guten Tag! Vielen Dank für die Einsendung Eures Demo-Materials. Das gehörte Material findet derzeit keine Verwendung, wir wünschen Euch viel Glück für die weitere musikalisch und private Zukunft!!! Beste Grüße Roadrunner Records“.

Die drei Ausrufezeichen hinter „Zukunft“ wirken auch irgendwie hysterisch …

In diesem Zusammenhang ist auch ein Artikel aus unserer Leib- und MagenpostilleVISIONS (Nr. 117, Report Nachwuchsbands in Deutschland) nennenswert. Gregor Stöckl, „Boss“ von Virgin Deutschland verkündet dort:

„Wichtig finde ich auch, dass – übertrieben gesagt – Musiker für ihre Musik sterben würden, dass sie wissen was sie wollen und alles dafür tun. Absolute Leidenschaft.“

Aha.

Zurück also zu anna-log: hinter anna-log steckt kein Plan und auch kein Ziel mehr. Offengestanden ist anna-log jetzt auch zu alt um sich von pickligen A&Rs, die total szenig in ihren Turnjacken Samstags Abends Abiturientinnen ihre Visitenkarten zeigen, die Welt erklären zu lassen. anna-log ist also kein Statement und wird nie ein Produkt. anna-log wird sich auch nicht mit 200 Konzerten pro Jahr eine „Fanbasis“ erspielen. An dieser Stelle hebeln wir dann auch gleich mal das oben gesagte aus und verkünden einen neuen „Trend“ bzw. eine neue „Tendenz“, wie der Chefdesigner vonAdidas zu sagen pflegt:

Wer anna-log live sehen möchte ist gerne zu einer Probe im Keller eingeladen. Das ist zumeist Sonntags, am Nachmittag. Anschrift, Wegbeschreibung und Termine gibt´s unter matthias@anna-log.info.

Zum Abschluss noch ein dreifach donnerndes Helau auf die Kultur des Alltags, die Kultur um die Ecke und die Kultur, die zum Glück nie Produkt wurde. Schon wieder Statements, aber diesmal ist es egal. =;0)

anna-log, 2004